Die Regierung hat im November das Konzessionsgenehmigungsgesuch der Gemeinden und der Kraftwerke Zervreila mit Auflagen genehmigt. Die Umweltschutzorganisationen haben Beschwerde angekündigt. KWZ wird versuchen, diese in gegenseitigem Einvernehmen auszuräumen.
Die Kraftwerke Zervreila AG (KWZ) gehört zu 15.4% den Konzessionsgemeinden, zu 12.6% dem Kanton Graubünden, zu 28.8% der SN Energie und zu je 21.6% Alpiq und Axpo. In einer erfolgreichen Partnerschaft werden pro Jahr rund 542‘000 MWh Strom erzeugt, wovon 32‘000 MWh an die Konzessionsgemeinden geliefert werden.
Das Projekt
Mit dem Ausbauprojekt Überleitung Lugnez könnte die Produktion um 80‘000 MWh auf 622‘000 MWh gesteigert werden. Das Projekt sieht vor, im oberen Lugnez mittels fünf neuen Fassungen zusätzliches Wasser zu fassen und in einem 13 km langen Stollen nach Zervreila überzuleiten. Die Weiterverarbeitung des Wassers würde in den bestehenden Anlagen der KWZ erfolgen, wo keinerlei Aus- oder Umbauten vorgenommen werden müssten. Mit den zusätzlichen 80‘000 MWh CO2-freiem Strom könnten rund 18‘000 Haushaltungen wie beispielsweise rund ein Drittel der Stadt Chur versorgt werden. Damit entspricht das Projekt einem der grössten Ausbauprojekte in der Schweiz.
In der über 10-jährigen Entwicklungsphase des Projekts erfuhr es einiges an Optimierungen zu Gunsten der Umwelt. So wurde auf einen ganzen Ast des Stollens verzichtet, die Anzahl der Wasserfassungen wurden reduziert und alle Wasserfassungen wurden, mit Ausnahme der Wasserfassung Diesrut, aus dem BLN-Gebiet geschoben. Durch diese Optimierungen reduzierte sich die ursprünglich erwartete Jahresproduktion von 120‘000 MWh um rund 50%.
Konzessionsgenehmigungsgesuch
Nachdem 23 von 25 Gemeinden im 1. Halbjahr 2012 die Konzessionen erteilt haben, wurde das Konzessionsgenehmigungsgesuch im Juli 2012 beim Kanton eingereicht. Nach einer 16-monatigen Bearbeitungszeit hat die Regierung am 12. November 2013 die Konzessionen mit Auflagen genehmigt und die im Rahmen der Vernehmlassung eingegangenen Einsprachen abgewiesen. Zu den Auflagen gehören jährlich 1‘500‘000 m3 Wasser für Hochwasserereignisse, Auflagen zur Partnerwerksbesteuerung, Vorrichtungen zu Anzeige der Restwasser-mengen, Vorgaben zu Schwall/Sunk sowie zur Gestaltung der Wasserfassung Diesrut.
Widerstand der Umweltschutzorganisationen
Die Umweltschutzorganisationen sowie die Fischer haben angekündigt, Beschwerde einzureichen, weil sie der Meinung sind, dass das Gewässerschutzgesetz nicht in allen Punkten eingehalten wird. Regierung und KWZ teilen diese Meinung nicht. KWZ wird versuchen aufzuzeigen, dass die Gesetze eingehalten werden und die Einsprecherinnen dadurch zu einem
Rückzug zu bewegen. Da zwischen den beiden Parteien eine gute Gesprächskultur herrscht, zeigt sich KWZ vorsichtig optimistisch, die Angelegenheit aussergerichtlich regeln zu können.
Energiepolitisches Umfeld
Wegen der konjunkturellen Krise in grossen Teilen Europas und der massiven Förderung von erneuerbaren Energien (insbesondere in Deutschland), sind die Energiepreise an den Strommärkten zurzeit sehr tief. Sie betragen zwischen 5.5 und 6 Rp/kWh. Die Gestehungs-kosten der Energie aus dem Lugnez würden zu Beginn zwischen 7.5 und 8 Rp/kWh betragen. Falls sich das Projekt weiter verteuern sollte, dürfte es zurzeit für die Aktionäre finanziell nicht interessant sein, diese Investition zu tätigen. Dem Projekt dürfte dann ähnliches wider-fahren wie dem Pumpspeicherprojekt Lago Bianco der Repower – eine Verschiebung des Baubeginns um einige Jahre.
Die derzeitige Situation mutet abnorm an: So werden ökologisch fragwürdige Kleinwasserkraftwerke und Photovoltaikanlagen mit Einsatz von viel Geld gefördert und sinnvolle Investitionen in die Wasserkraft verunmöglicht, weil die Subventionen den Marktpreis einbrechen lassen. Wie überall dort, wo sich der Staat zu stark in den freien Markt einmischt, führt dies zu Fehlentwicklungen. Es bleibt zu hoffen, dass die eidgenössischen Räte, die in der nächsten Session über die Energiestrategie 2050 debattieren dürften, hier Weitblick beweisen um Gegensteuer zu diesen Entwicklungen zu geben.
Fazit
Der Verwaltungsrat der KWZ hat sich einstimmig hinter das Projekt gestellt und die Geschäftsleitung damit beauftragt, die Befürchtungen in Zusammenarbeit mit den Umweltschutzorganisationen auszuräumen. Für den VR stellt das Projekt eines der besten Ausbauprojekte der Wasserkraft in der Schweiz dar.
Für KWZ und die an ihr beteiligten Organisationen ist es schlicht nicht vorstellbar, wie der Ausstieg aus der Kernenergie gelingen soll, wenn Projekte wie die Überleitung Lugnez nicht realisiert werden können. Letztlich sei auch auf den volkswirtschaftlichen Nutzen des Projektes hingewiesen. Bauarbeiten über deutlich mehr als CHF 100 Mio. könnten an die Bauwirtschaft, eine Branche, die wegen der Zweitwohnungsinitiative schon vor schwierigen Zeiten steht, vergeben werden, der Betrieb der Anlagen würde Arbeitsplätze sichern und KWZ müsste zusätzlich jährlich wiederkehrend mehr als CHF 1.35 Mio. an Wasserrechtsabgaben an Kanton und Gemeinden bezahlen. Hinzu kommen weitere Steuern. Nachdem 23 von 25 Konzessionsgemeinden dem Projekt zugestimmt haben, hat es auch eine grosse demokratische Legitimation.
Auskünfte:
Kraftwerke Zervreila AG
Präsident des Verwaltungsrates
Fredy Brunner
St. Leonhard Strasse 15
9001 St. Gallen
Tel. 071 224 55 10